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Religiöse Entwicklungen im 9. und 10. Jahrhundert

Die Charijiten

Seit der Mitte des neunten Jahrhunderts spielten die Charijiten kaum noch eine Rolle. Dies liegt vermutlich daran, daß sie ihre Anhänger im Osten vor allem unter den Beduinen, im Westen fast nur unter den Berbern hatten.

Die Zwölfer-Schi`a

Eine Gruppe von Schiiten, den größten Einfluß gewann, entwickelte den - den Arabern ursprünglich fremden - Gedanken der rechtlichen Erbfolge der Imame.

Diese Linie geht bis zur schicksalhaften Zahl Zwölf. Der zwölfte Iman hingegen bleibt für immer "verborgen", ja die Sekten der Schi`a, die ihn nicht anerkennen, bestreiten sogar, daß er je geboren wurde. Von 873, dem Todesjahr des elften, bis 939 haben vier "Mittler" behauptet, mit dem Imam in Verbindung zu stehen und seine Weisungen stellvertretend zu erfüllen. Dann aber wird auch diese Hoffnung hinfällig, und auf die "kleine" gaiba (Abwesenheit, Verborgenheit) folgt die große gaiba, die erst vor dem Ende der Zeiten aufhören wird, wenn der Imam als der Mahdi (der "Rechtgeleitete") - eine messianische Gestalt - zurückkommt, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Das Ende der Zeiten aber, so glaubte man, stehe nahe bevor. Praktisch folgte daraus: Da es keinen rechtmäßigen Imam gibt, der die Führung der Gemeinschaft übernehmen kann, muß man die tatsächlichen Regierungen gelten lassen.

Der Sufismus

Eine weitere Neuentwicklung war die islamische Mystik. Während es bei den anderen Richtungen (von denen hier nicht alle genannt sind) mehr um dogmatische Fragen geht, strebten die Mystiker nach sittlicher Reinheit und nach innerer Einheit mit Gott. Da die Asketen unter ihnen einfache Wollkutte trugen (arab. suf) wurden sie bald als Sufis bezeichnet. Sie stellen eine Parallele zu den christlichen Mönchen dar.