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Die arabische Sprache

Wieviele Sprachen gibt es?

Die Anzahl der Sprachen läßt sich nicht genau festlegen, da sie davon abhängt, wo man die Grenze nun zieht. Je nach Aufteilung kann man aber von ca. 3.000 bis 6.000 Sprachen ausgehen.

Deutsch steht dabei an elfter Stelle. Selbst wenn man von dem kleineren Wert (3.000) ausgeht, so kommt man zu dem Schluß, daß 99,63% aller Sprachen unbedeutender sind als Deutsch.

Deutsch hat ca. 100 Mio. Sprecher. Offensichtlich ist es (aus Sicht der Sprachen) nicht "normal", daß eine Sprache so viele Sprecher hat.

Indogermanische Sprachen

Deutsch gehört zu den indogermanischen (oder indoeuropäischen) Sprachen. Die folgende Übersicht dient nicht der Vollständigkeit, sondern soll nur einen Eindruck vermitteln.

  • Germanische Sprachen
    • Englisch
    • Deutsch
    • Holländisch
    • Dänisch
    • Schwedisch
    • Norwegisch
  • Romanische Sprachen
    • Spanisch
    • Italienisch
    • Französisch
    • Rumänisch
  • Slawische Sprachen
    • Russisch
    • Polnisch
    • Bulgarisch
  • Sanskrit
  • Hindi
  • Griechisch
  • Persisch

Zu welcher Sprachgruppe eine Sprache gehört läßt sich nicht anhand der verwendeten Schriftzeichen bestimmen. So ist z.B. Persisch eine indogermanische Sprache, obwohl sie mit arabischen Buchstaben geschrieben wird. Dies spielte im Dritten Reich eine Rolle, da man die Perser aufgrund ihres indogermanischen Sprachhintergrunds als "Arier" betrachtete. Das Maltesische hingegen ist eine semitische Sprache, die mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird.

Semitische Sprachen

Die semitische Sprachgruppe ist wesentlich kleiner als die indogermanische. Dementsprechend ist die Ähnlichkeit der Sprachen untereinander höher. Die semitischen Sprachen unterscheiden sich untereinander etwa so stark wie die germanischen Sprachen untereinander.

  • Arabisch
  • Hebräisch
  • Aramäisch
  • Äthiopisch
  • Maltesisch

Die semitischen Sprachen haben besondere Merkmale, die sie verbinden. Diese sind im folgenden dargestellt.

Phonetik

Was besonders beim Arabischen auffällt, ist der kehlige Klang der Sprache. Das liegt besonders an zwei Kehllauten, die es nur in den semitischen Sprachen gibt. Einer davon (das ain) wird heute im Hebräischen nur noch von den orientalischen Juden gesprochen.

Weiterhin gibt es sog. emphatische Laute. In europäischen Sprachen kennen wir stimmhafte und stimmlose Konsonanten. Die semitischen Sprachen haben noch eine emphatische Variante. Dabei wird der Laut velarisiert, d.h. der Zungenrücken wird etwas angehoben, wodurch der Laut dumpf klingt und einen U-Anteil erhält. Dies beeinflußt dann auch die Färbung der umgebenden Vokale. Dadurch entstehen helle und dunkle Silben innerhalb eines Wortes, was für den Europäer nur mühsam zu erlernen ist.

Bedingt durch die zusätzlich vorhanden emphatischen Laute hat das Arabische zehn verschieden s- und t-Laute. Man muß also sowohl beim Hören als auch beim Sprechen sehr genau aufpassen, diese genau zu unterscheiden.

Schrift

Die Schrift ist linksläufig und stellt im Prinzip eine reine Konsonatschrift dar. Das Alphabet besteht aus 28 Buchstaben, die unterschiedlich aussehen, je nachdem, ob ein Buchstabe am Anfang eines Wortes, in der Mitte am Ende oder alleine steht. Nur lange Vokale werden geschrieben. Es gibt Hilfszeichen zur Vokalisation, die im Koran benutzt werden, damit er eindeutig ist. Ebenso kann man Kinderbücher oder Gedichte vokalisieren.

Das Verb

Für das Verb gibt es ein umfangreiches Stämmesystem. Ursprünglich gab es 15 Stämme, wovon heute noch 10 in Gebrauch sind. Dadurch lassen sich u.a. intensive, reziproke und kausative Bedeutungen zum Ausdruck bringen (z.B. schreiben, viel schreiben, korrespondieren, diktieren).

Ein Zeitensystem wie in europäischen Sprachen gab es ursprünglich nicht. Heute ahmen die semitischen Sprachen das europäische Zeitensystem im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas nach. Dies entspricht jedoch nicht dem ursprünglichen Denken.

Im Deutschen unterscheiden wir sechs Zeitformen. Hier ein Beispiel mit dem Verb "schreiben":

  • ich hatte geschrieben (Plusquamperfekt)
  • ich schrieb (Imperfekt)
  • ich habe geschrieben (Perfekt)
  • ich schreibe (Präsens)
  • ich werde schreiben (Futur I)
  • ich werde geschrieben haben (Futur II)

Die semitischen Sprachen unterscheiden sich grundsätzlich von dieser Denkweise. Man unterscheidet hier, ob eine Handlung abgeschlossen ist (Perfekt) oder nicht (Imperfekt). Die Begriffe Perfekt und Imperfekt haben dabei mit den o.g. europäischen Zeitstufen nichts zu tun.

Ein Beipiel aus dem Alten Testament (Hebräisch). Gott sagt: "Ich bin, der ich bin". Dies kann man ebenso mit "Ich werde sein, der ich sein werde" übersetzen. Hier geht es lediglich um eine in sich nicht abgeschlossene Handlung. Den semitischen Sprachen ist unser europäisches Zeitenverständnis fremd.

Trikonsonantismus

Die wohl auffälligste Eigentümlichkeit der semitischen Sprachen ist der sog. Trikonsonantismus. Im Normalfall wird jede Grundidee durch drei Konsonanten ausgedrückt. Jeder davon abgeleitete Begriff wird durch die spezifische Vokalisation bzw. durch grammatische Prä- oder Suffixe ausgedrückt.

Beispiel: kataba (schreiben). Das Buch ist kitab, der Schreiber katib, der Schreibtisch oder das Büro maktab und die Bibliothek maktaba.

Ändert man einen Konsonanten, hat man eine völlig andere Grundbedeutung. So bedeutet kathaba lügen.

Mit 28 Konsonanten kommt man auf theoretisch 28 hoch 3, also 21.952 Grundideen. Da hier deutlich geworden sein sollte, was unter einer "Grundidee" zu verstehen ist, kann man sich vorstellen, daß Arabisch die wortreichste Sprache der Erde ist.

Poesie

Bedingt durch diesen Aufbau eignet sich die Sprache hervorragend für die Poesie, da sie über ein Heer von Worten gleichen Aufbaus verfügt. Der Endreim drängt sich geradezu auf. Bereits in vorislamischer Zeit war die Dichtkunst im Arabischen sehr ausgeprägt.

Arabisch heute

Arabisch wird heute von ca. 200 Mio. Menschen in ca. 20 Ländern gesprochen. Der Sprachraum erstreckt sich von Marokko bis zum Irak. Bei dieser geographischen Verbreitung der Sprache wundert es nicht, daß sich verschiedene Dialekte ausgebildet haben. Dabei kann man folgende Grobeinteilung vornehmen:

  • der Dialekt der arabischen Halbinsel
  • der Golfdialekt in Kuwait, Bahrain, Qatar usw.
  • der mesopotamische Dialekt im Irak
  • der syrisch-palästinensische Dialekt in Syrien, Jordanien den palästinensischen Gebieten und im Libanon
  • der ägyptische Dialekt
  • der maghrebinische Dialekt in Marokko, Algerien und Tunesien

Diese Dialekte werden ausschließlich gesprochen. Zum Schreiben verwendet man das kompliziertere Hocharabisch. Diese Sprache lernen die Schulkinder wie eine Fremdsprache. Der Araber empfindet seinen Dialekt daher als seine Muttersprache.

Die Dialekte unterscheiden sich sowohl in der Grammatik, als auch im Vokabular sowie in der Aussprache vom Hocharabischen. So wird zum Beispiel in allen größeren Städten das "qaf" wie Hamza (Stimmabsatz) gesprochen. So wird aus "qamar" (Mond) "'amar".

Sie unterscheiden sich dabei zum Teil sehr stark voneinander, und zwar umso stärker, je weiter die Gebiete auseinanderliegen. Ein Tunesier wird sich nicht mit einem Iraker unterhalten können wenn beide ihren Dialekt sprechen.

Der Koran ist in einer älteren Form von Arabisch geschrieben als das heutige Hocharabisch. Das heutige Hocharabisch wurde ca. 1000 n. Chr. von den arabischen Grammatikern fixiert. Seitdem gab es nie mehr eine Sprachreform.

Hocharabisch ist eine reine Schriftsprache. Es wird mündlich nur zu offiziellen Anlässen (also in der Moschee, bei politischen Ansprachen oder in den Nachrichten) benutzt. Man würde sich normalerweise nie darin unterhalten.