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Astronomie

Daß man sich im Islam stark mit Astronmie beschäftigt hat, hat sicher zwei Hauptgründe: zum einen war man in der Wüste auf Orientierungshilfen angewiesen, zum anderen sind viele Vorschriften im Koran an Zeiten gebunden, die man irgendwie festmachen muß.

So verwundert es nicht, daß die meisten der heute gebräuchlichen Sternnamen arabischen Ursprungs sind: Aldebaran, Algenib, Algor, Alkor, Atair, Wega, Beteigeuse, Deneb, Fomalhaut, u.a.

Ebenso astronomische Bezeichnungen wie: Zenit, Azimut, Almuqantarat, Alhidade, Theodolit.

Der Kalif Al-Ma'mun (813-833) hatte eine Sternwarte in dem höchst gelegenen Stadtteil Bagdads einrichten lassen. Damals wurde der Erdumfang mit erstaunlicher Genauigkeit bestimmt.

Zu dieser Zeit lebte Musa ben Schakir, der ein Doppelleben führte. Tagsüber war er ein geachteter Astronom am Hof des Kalifen, nachts betätigte er sich als Räuber. Dieser Mann hatte drei ebenfalls sehr begabte Söhne: Muhammad ben Musa, Ahmad ben Musa und al-Hassan ben Musa.

Muhammad nahm an den o.g. Erdvermessungen teil. Er schrieb die erste arabische Abhandlung über den Transversalensatz und zusammen mit seinen Brüdern ein Buch über die Ausmessung ebener und sphärischer Flächen, das von Gerhard von Cremona ins Lateinische übersetzt wurde. Es wurde dem mittelalterlichen Abendland bekannt als "Liber trium fratrum de geomitrica" (Buch der drei Brüder über Geometrie).

Ahmad hingegen war auf mechanischem Gebiet begabt und erfand alle möglichen Geräte (Anordnungen, die ein leeres Gefäß selbständig nachfüllen, Lampen, aus denen der Docht von selbst hervortritt, Flaschen, aus denen man je nach Bedarf getrennt oder gemischt Wein und Wasser fließen lassen kann, usw.). Mit Muhammad zusammen baute er eine kupferne Uhr riesigen Ausmaßes. Er bildete die Himmelswelt in einem mechanischen Modell nach, daß ein solches Meisterwerk der Technik war, daß es die Menschen zu heller Bewunderung hinriß.

Al-Hassan war auf dem Gebiet der Geometrie begabt. Er verfaßte u.a. ein Werk über Kegelschnitte.

Aber noch etwas anderes zeichnete diese drei Männer aus: sie entsandten auf eigene Kosten Männer ins byzantinische Reich, um nach alten philosophischen, astronomischen und mathematischen Werken zu suchen. Sie kauften gegen hohe Bezahlung die Werke der Griechen auf und ließen sie ins Arabische übersetzen. Die Kosten dafür waren immens hoch. Die Finanzierung ist bis heute unklar; möglicherweise stammte das Geld aus den Raubzügen ihres Vaters. Der Verbleib der Beute ist nämlich ebenfalls bis heute ungeklärt.

Das was für die arabische Forschung typisch ist, finden wir in diesen drei Männern wieder: ihre Sammler- und Übersetzertätigkeit, ihre technische Erfindungsfantasie, ihre exakte Naturbeobachtung und ihre mathematische Begabung und Freude an der Lösung rechnerischer Probleme.

Was die Araber damit von den Griechen unterscheidet, ist das letztere einen stärkeren Sinn für das Abstrakte hatten. Die Araber hingegen waren sehr stark auf dem Gebiet der empirischen Forschung.